Dunkelkammer


Gereimtes und Ungereimtes

Frauen mit Stimme

Frauen, die mit ihrer Stimme

Töne wohlgesetzt verbreiten

Lassen sich, das ist das Schlimme

Gern zu Höheren verleiten,

als sie eigentlich vermögen

dann ist´s schwer sie noch zu mögen!

 

Frauen, die mit ihrem Stimmband

Musiker zur Weißglut bringen

Weil sie, das ist gut bekannt

Lieber ne Terz tiefer singen

Als die Noten auf dem Blatt stehn

Können einem auf den Sack gehen.

 

Und wenn sie gemein sein wollen

Gibt es Zicken, Hauen, Stechen

Ungewitter, Donnergrollen

Als würd der letzte Tag anbrechen.

Und am nächsten Morgen schon

Wissen sie nichts mehr davon....

 

„Wo ist mein Ordner, wo die Noten,

wo hab ich nur den Kajal“

das sind die ersten düstren Boten

für einen Prä-Auftritts-Anfall.

Und die Postveranstaltung

heißt dann oftmals Depression.

 

 

Fraun, die auf der Bühne singen

Brauchen Licht und Lob und Liebe

Denn grade diese Dinge 

Verhalten sich  - im innerseelischen Getriebe

Oft antiproportional

 Zu ihrem Klängearsenal!



Versöhnlich

Ich sitze müd im TGV

und denke an den vielen Schnee,

der mich im Heimatdorf empfängt,

womit dann gleich die Pflicht anfängt.

 

Denn wo sich ein paar Flocken mehren,

muss man alsbald sorgsam kehren.

Salzen, splitten, schippen, räumen,

ja nicht noch ein Stündchen träumen,

von des Südens milder Wonne,

von leichtem Wind und praller Sonne.

 

Jetzt isch Schluss mit Laisser-faire,

drauße muss mr zammekehre.

Um siebene, haja ha glei,

muss alles tipptopp schneefrei sei.

Weil sondsch d´Versicherung net zahlt,

wenn´s oin uf de Trottwar knalld.

 

Der Schwabe, wie der Hohenloher

wird also nur beim Schaffe froher.

Net wie im Süden, dans le sud,

do wird mr von der Wärme müd.

 

Am liebsten führ´ ich wieder z´rück,

nach Stuttgart ist´s ja noch ein Stück.

Bis dahin kann ich mich gewöhnen,

mit meinem Schwäbin Sein versöhnen.

Ode an die Stadt

Sie schrein nach Grün und nach Naturidylle,

die Rucksäcke gepackt mit Wurst und Brot,

machen sich auf, verpesten laut die Stille

und tappen ganz beseelt durch Rinderkot.

 

Ich will durch Straßen gehn, um mich Beton und Stein.

Will hohe Mauern sehn, nicht Mensch nur Masse sein.

 

Sie wollen nahe sein dem Lebenssinne,

"Nur Wald verströmt den Duft von Ewigkeit".

Mich treibt´s dagegen in die Bordsteinrinne,

wo´s pralle Leben laut um Hilfe schreit.

 

Ich will durch Straßen gehn, um mich Beton und Stein.

Will hohe Mauern sehn, nicht Mensch nur Masse sein.

 

Mich dürstet´s nach dem Tau von Pflastersteinen,

noch leicht vermischt mit Diesel und Benzin,

in dem sich Hybris, Zorn und Scham vereinen.

Dort will zuhaus ich sein, dort zieht´s mich hin.

 

Ich will durch Straßen gehn, um mich Beton und Stein.

Will hohe Mauern sehn, nicht Mensch nur Masse sein.

 

Sollen sie wandern durch des Waldes Schluchten

und pilgern auf dem alten Trampelpfad.

Ich zähl micht nicht zu den Naturversuchten,

zieht nur auf´s Land, ich bleibe in der Stadt!

 

Ich will durch Straßen gehn, um mich Beton und Stein.

Will hohe Mauern sehn, nicht Mensch nur Masse sein.



Welcome back

Willkommen in der Heimat

putziger Altstadt

verbrauchter Bettstatt

wo alles aalglatt

geht und nur statt

findet was Geld hat

was träg und matt

macht und wer was vorhat

braucht Mut satt.

Novembersonne

Erste Kälte, schwerer Regen.

Im Wald lassen

frisch gefallen

gelbe Blätter

die Sonne

von unten scheinen


Vor der OP

Ich bin alleine

und wenn ich verrecke,

bleiben all meine Reime

mit mir auf der Strecke.

 

Sollt ich´s überleben,

was wohl ist gegeben,

so werf ich auf´s Neue

mein Perln vor die Säue.

Karin in Santa Fu?

Karin FU?

Nein Santa Fu ist nicht der Ort,

der mir wohl blüht:

Denn nur für Mord

und nicht für Reime

man dort

die Schwedischen zuzieht,

auf dass dann Reue keime.

Doch die verspür´ich nicht

denn meine Karin FU

reimt schnell sich ein GEdicht

und ist auch sonst der Clou...

 

(nicht wie die Friedle-Unger,

die reimt sich grad auf Hunger

und ist kein großes Licht.)



Fischgedicht mit Mops

Gute Nacht sagte Molle

Ich nehm mir die Jolle 

Und jag übers Meer

 

Jawohl sagt die Scholle

Ich freu mich wie Bolle

Und jag hinterher

 

Die mannstolle Flunder

Aber glaubt noch an Wunder

Und schnappt sich den Wal

 

Sie liegt eh nicht gern drunter

Und ist der Wal nicht mehr munter

Dann bleibt ihr noch der Aal.

 

In der Küche der Mops

Klaut sich grad ein paar Drops

Und schaut rüber zum Hering

 

Der will auch von den Drops

deshalb machen der Mops

Und der Hering Drop-Sharing!

 

Ja wo bleibt die Moral

Schreit da gleich unser Aal

Der hier nur ein Statist

 

Für den seltenen Fall

Dass der ältliche Wal

Von der Flunder vielleicht überfordert ist...

Herbst - Fall

Es ist Herbst im Wald

Ich schreite aus

Haikus fallen ein.

 

Die Blätter fallen

Immer noch von den Bäumen

Danach bald Flocken.

 

Heute fallen Frauen

Nicht mehr von Bäumen

Lieben dort oben.

 

Die Äpfel fallen

Nicht weiter von den Stämmen

Als Birnen.


Reimfrei?

Ohne Reim durch´s Leben gehn

kommt für mich nicht in Frage.

So reim ich weiter rund und schön,

also am Ende meiner Tage,

 

hab viele Worte ich gemacht,

gereimt und auch gedichtet,

auf dass Gevatter Tod mitlacht,

wenn er das Grab mir richtet...

 

Los, runter sagt der Teufel, schnell

nicht in den Himmel, spricht er

mit diesen Reimen fahr zur Höll

Da schmoren alle Dichter.

 

Elger Esser: Eigenzeit Kunstmuseum Stuttgart

Du mein Landeshaupt

statt Einkaufsbummel

lieber mit Verlaub

den Musentempelpummel

mittendrin besucht und gut

gesehn durch weite Augen.

Jetzt mit frischem Mut

noch schnell den Laugen

weck verspeist und dann

zurück aufs Land

zuvor in Zug und Bahn

abteil ich Ruhe fand.

Schienenstrangs Rhythmus

mein liebstes Wiegen

lied und Zuckerguss

meinen Geist erliegen

ließ und leer gefegt

von Wort und Bild

bin ich gut aufgelegt

und wundermild.